Was ist Logopädie?

Behandlung – Beratung – Diagnostik
bei 
Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen

  • Logopädie/Sprachtherapie ist die Behandlung/Beratung und Diagnostik von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter.
  • Logopäden/Logopädinnen sind darin ausgebildet festzustellen, ob eine Sprach-, Sprech-, Stimm- oder auch Schluckstörung vorliegt und wie sie zu behandeln ist.
  • Logopädische Therapie/Behandlung erfolgt nach einer Untersuchung und Überweisung durch einen Arzt.
  • Logopädische Behandlungen werden je nach Verordnung individuell als Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt.Sie dauert in der Regel 45 Minuten, 1-2 x wöchentlich.

    Normale Sprachentwicklung

    Meilensteine der Sprachentwicklung bei Kindern

    Geburt bis 9. Monat

    Schwangerschaft

    • Gehör ist bereits im 5. Schwangerschaftsmonat herangereift und funktionsfähig
    • Geburt: das erste, was ihr Kind schon äußern kann, ist der ,,erste Schrei“ nach der Geburt (Ausdrucksmittel, damit meldet sich das Kind zu Wort)

    1. Monat

    • In den ersten Wochen nach der Geburt wird das Schreien ausdifferenziert
    • Das Baby verfeinert seine Stimme, Sprachmelodie und Tonlage

    2. – 3. Monat

    • Andere stimmliche Laute beginnen (auch: 1. Lallphase genannt)
    • Beobachtet man bei Kindern aller Sprachen und Kulturen
    • Wichtig: Auch taube Kinder zeigen diese Lallphase noch!!!
    • Laute entstehen zufällig durch die Muskelbewegungen im Mund/Hals und Kehlkopf
    • Eltern zeigen erste Antworten im Dialog zwischen ihrem Kind
    • Kind zeigt erste Kehllaute (Laute, die hinten im Rachen entstehen)

    4. – 5. Monat

    • Das Spielen mit der eigenen Stimme steht jetzt im Vordergrund
    • Plaudern, lachen und juchzen wird vermehrt genutzt
    • Sprach- und Stimmspiele bringen das Kind zum lachen und juchzen
    • Das Stimmtraining wird im 5. Monat weiter fortgesetzt
    • Manche Kinder lassen nur noch wenige Gurrlaute von sich hören
    • Versteht jetzt den Ausdruck von Mimik und Tonfall der Gesprächspartner

    6. Monat

    • Neue Laute entstehen durch Lippen, Wangen und Zunge
    • Das Kind beginnt die Laute zu Silbenketten zu verbinden und sie in Tonhöhe und Lautstärke zu variieren
    • Der Blickkontakt ist weiter ausdifferenziert (Kind versteht Gesichtsausdrücke, Stimmklang und Sprechweise des Gegenüber)

    9. Monat

    • Das Lautrepertoire wird weiter ausdifferenziert (ba-ba-ba, gaga gaga)
    • Die Kontrolle über die eigene Stimme ist jetzt schon so ausgereift, dass das Kind sogar flüstern kann
    • Erste Erfahrungen mit seinen Spielzeugen werden gemacht (sein Auto, seine Bausteine)
    • Erste Doppelsilben Ma-ma und Pa-pa tauchen auf
    • Wiederholungen und wechselseitige Imitation spielen in diesem Alter eine entscheidende Rolle
    • Wichtig: Bleibt die 2. Lallphase in diesem Lebensmonat aus, sollte das Gehör auch überprüft werden!!!

    Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell in der Sprachentwicklung.

    Einige Kinder können schon mit 10 Monaten erste verständliche Wörter sprechen, während andere Kinder wiederum erst mit 12 Monaten ihr ,,erstes Wort“ sagen. Für Eltern ist dies nicht gleich ein Grund zur Beunruhigung. Dieses kann durch viele Faktoren bedingt sein (Gesprächssituationen, Geschwisterkinder, unterschiedliche Umgebungen u.ä.). Sollten Sie trotzdem Fragen haben zur Sprachentwicklung ihres Kindes, ist es immer gut mit dem Kinderarzt über das Thema zu sprechen. Dieser kann bei Ihrem Kind einen Hörtest machen, um mögliche Hörprobleme auszuschließen.

    1. – 3. Jahr

    Ab dem 1. Lebensjahr

    • Beginnt vorgesprochene Wörter nachzusprechen (11.Monat)
    • Kann einen Gegenstand identifizieren,wenn dessen Namen genannt wird
    • ,,Da“ wird als Zeigewort benutzt
    • Spricht erste deutliche Wörter (meistens Mama,Papa)
    • Gleichzeitig macht das Kind seine ersten Schritte
    • Blickkontakt wird zur Kommunikation genutzt
    • Eltern sollten die Sprache ihres Kindes immer unterstützen!
    • Nach Mama und Papa kommen weitere Wörter hinzu (z.B /ato/ für Auto, /lulli/ für Schnuller)
    • Ihr Kind hat nun entdeckt das bestimmte Wörter oder Äußerungen mit bestimmten Abläufen oder Gegenständen verbunden sind
    • Mit 18 Monaten kann ihr Kind bereits 3 Wörter sprechen (ausgenommen Mama und Papa) … einige Kinder legen hiernach eine kleine Pause ein

    Die meisten Kinder nutzen diese Pause bis zum 2.Geburtstag, um genügend Wörter für die nächste Phase der 50 Wortgrenze (50 versch. Wörter) der Sprachentwicklung zu sammeln.

    Ab dem 2. Lebensjahr

    • 50 Wortgrenze ist langsam erreicht
    • Wörter werden jetzt kombiniert (als Frage/Antwort oder meinen Besitz anzuzeigen und vieles mehr)
    • Danach beginnt das Kind die sogenannten Zwei-Wort-Sätze (z.B. Mama weg, Teddy da)
    • 1. Fragealter beginnt (Kind fragt den ganzen Tag und möchte Erklärungen haben) z.B. ,,Was ist das?“
    • Wortschatzexplosion, wird die Zeit des rasanten Anwachsens des gesprochenen Wortschatzes genannt (das, was das Kind schon selber sprechen kann)
    • Der Wortschatz wächst auf 250 Wörter
    • Täglich werden dadurch 5-9 neue Wörter gelernt/erlernt (Wörter müssen noch nicht korrekt ausgesprochen werden vom Kind)
    • Ihr Kind versteht immer mehr Wörter und Situationen, weil sein Wortschatz täglich wächst

    Ab 2,5 Jahren

    • Der Wortschatz wächst weiter
    • Sätze werden immer länger (3-4 Wortsätze)
    • Laute der Muttersprache werden Schritt für Schritt erlernt,die Zunge beherrscht ihr Kind schon sehr gut (erste Laute: /k/,/g/,/ch/,/r/)
    • Viele Kinder lassen sich hierbei auch noch Zeit, das Erlernen der Zisch-und Rachenlaute wird weiterhin ausdifferenziert
    • Längere Aufforderungen werden vom Kind verstanden
    • Falsch gesprochene Wörter sollten von den Eltern durch korrektives Feedback beiläufig verbessert werden!
      –> Beispiel: Sie greifen z.B. einen Satz des Kindes auf, wiederholen ihn richtig und erweitern ihn.

    Ab dem 3. Lebensjahr

    • Der Wortschatz wird immer größer (nach dem 3. Jahr auf 800 Wörter)
    • Die Wörter entsprechen jetzt mehr der Wortbedeutung von Erwachsenen
    • Einfache Sätze werden jetzt richtig gebildet
    • Einige Kinder beginnen schon Nebensätze zu bilden (/und/, /oder/ & /dann/- Sätze, später folgen: /wenn/,/weil/ und /als/
    • Schwierige Lautverbindungen werden erlernt (bl-,kl-,kn- usw.)
    • 2. Fragealter beginnt: Mit der Frage ,,Warum?“ erwirbt das Kind zunehmend mehr Wissen von der Welt

    Sprachentwicklungsstörungen und ihre Risikofaktoren

    Ab wann kann man von einer Sprachentwicklungsstörung bei Kleinkindern sprechen?

    • Wenn ihr Kind mit mind. 1 Jahr noch kein Wort gesprochen hat
    • Sich überwiegend nur durch Mimik & Gestik äußert (zeigen)
    • Wenn ihr Kind mit 24 Monaten keine 50 Wörter produktiv spricht oder keine Zwei-Wort-Kombinationen zeigt (z.B. Mama da, Papa auch)
    • Keinen Blickkontakt zeigt
    • Sein Sprachverständnis bei Aufforderungen schlecht ist

    Ursachen für Störungen in der Sprachentwicklung

    Für eine Sprachentwicklungsstörung können folgende Ursachen verantwortlich sein:

    • Medizinische Faktoren (Hörstörungen, häufige Mittelohrentzündungen zum Zeitpunkt der ,,sprachsensiblen Phase“)
    • Fehlbildungen der Sprechwerkzeuge
    • Familiäre Disposition zur Sprachstörung (genetisch)
    • Psychische Faktoren
    • Kognitive Entwicklung des Kindes 
    • Mögliche geistige Behinderungen
    • Ungünstige Umweltbedingungen

    Tipps zur Sprachförderung von Kleinkindern

    • Nehmen Sie sich Zeit für ihr Kind und bieten Sie ihm ,,sprachliche Anreize“ (z.B. durch Vorlesen von Geschichten oder Anschauen von Bilderbüchern)
    • Sprechen Sie in einfachen und verständlichen Sätzen mit ihrem Kind (keine Babysprache!)
    • Lassen Sie Ihr Kind aussprechen und erzählen, was es ihnen zu sagen hat (Blickkontakt ist dabei sehr wichtig!)
    • Beteiligen Sie Ihr Kind an Alltagssituationen und häuslichen Tätigkeiten (z.B. sprachliches Erklären beim Einkaufen im Supermarkt)
    • Packen sie nicht zu viele Informationen in ihre Sätze (z.B. Erst ziehst du die Schuhe an, dann deine Mütze auf und vergiss deine Kindergartentasche nicht.“)
    • Anpassung des Wortschatzes an das Kind
    • Korrigieren Sie ihr Kind nicht, wenn es etwas falsch ausgesprochen hat (z.B. das heißt aber so …) – Besser: Wiederholen sie den ganzen Satz des Kindes nochmal korrekt  – oder noch besser: Sie erweitern ihn
    • Keine Bestrafung, weil Ihr Kind Probleme beim Sprechen hat
    • Minimieren Sie störende Umgebungsgeräusche!
    • Versuchen Sie nicht Ihrem Kind alles von den Lippen abzulesen und Ihm alles vorweg nehmen, was es Ihnen mitteilen möchte
    • Fördern Sie auch die Selbstständigkeit des Kindes, indem Sie Ihrem Kind nicht alles abnehmen 

    4. – 6. Jahr

    Ab dem 4. Lebensjahr

    • Grammatische Form und Aussprache verbessern sich zunehmend
    • Haupt- und Nebensätze haben immer häufiger auch eine korrekte Satzstellung und Grammatik
    • Aussprache aller Laute mit Ausnahme von /s/ und /z/ sollte unauffällig sein
    • Es versteht längere Geschichten und kann Gespräche sprachlich besser folgen (z.B. Tagesplanungen)

    Ab dem 5. Lebensjahr

    • Ein Erlebnis kann in sinnvoller Reihenfolge erzählt werden (z.B. Beschreiben von Zusammenhängen in Bilderbüchern)
    • Kann bis 10 zählen und kennt alle Farben
    • Die Grammatik ist weitesgehend korrekt
    • Interessiert sich für Buchstaben und Zahlen (Vorschulalter) –> z.B. erstes Schreiben des Namens
    • Kann Reime/Quatschreime bilden und Silben klatschen (Phonologische Bewusstheit)
    • Kein Lispeln mehr beim /s/ und /z/

    Ab dem 6. Lebensjahr

    • Wortschatz und sprachliche Gestaltung eines Satzes bilden sich weiterhin aus
    • Grammatik und Satzbau werden komplexer und gleichen immer mehr dem eines Erwachsenen
    • Sichere Beherrschung von Kommunikationsverhalten
    • Alle Laute sollten fehlerfrei gebildet werden
    • Kann Oberbegriffe bilden (Tiere, Kleidung,Spielzeug etc.)
    • Ca. 5000 Wörter werden vom Kind gesprochen, verstanden deutlich weniger (nur ca. 2500 Wörter)
    • Artikelbildung ist abgeschlossen (der,die,das)
    • Pluralbildung kann noch unsicher sein

    Gibt es Anzeichen für eine verzögerte Sprachentwicklung?

    Je früher ein Kind diagnostiziert wird, desto eher kann die Entwicklung ihres Kindes mit einer entsprechenden logopädischen Behandlung gefördert werden. Eine frühzeitige Diagnose einer Entwicklungsverzögerung ist von besonderer Bedeutung für die weitere Entwicklung ihres Kindes, denn nicht alle Kinder holen ihre Entwicklungsverzögerung von alleine wieder auf. Die Auswirkungen bestehender Verzögerungen, können sich im Schulalter durch Schwierigkeiten z.B. beim Erwerb der Lese-Rechschreibkompetenz zeigen.

    Mögliche Anzeichen einer verzögert verlaufender Sprachentwicklung können sein:

    • Wenig lallen im 1.Lebensjahr
    • Verspätetes Sprechen erster sinnbezogener Wörter
    • Kaum Zweiwortsätze
    • Gestellte Fragen werden häufig nur mit ,,Ja“ beantwortet
    • Sprachverständnis für situationsbedingte Aufträge werden nicht verstanden
    • Das Kind wiederholt Fragen, ohne diese zu beantworten (,,Nachsprechen wie ein Papagei“)
    • Eine verlangsamte Wortschatzentwicklung (weniger als 50 Wörter mit 24 Monaten) – Late Talker
    • Kann keine längeren Sätze bilden im Alter von 3 Jahren 
    • Eine unverständliche Aussprache (wird nicht verstanden von fremden Personen)
    • Es werden keine Fragen gestellt im Alter von 3-4 Jahren 
    • Verzögerte/ungeschickte Entwicklung der Grob- und Feinmotorik
    • Kaum Interesse an Bilderbüchern & Geschichten
    • Kein Interesse an Rollenspielen (das Kind beschreibt mehr die Handlung, als sich selbst im Spiel einzubeziehen)