
Aphasie & Dysarthrie
Wo liegt der Unterschied?
Aphasie – erworbene Sprachstörung
Was ist eine Aphasie?
Eine Aphasie ist eine zentral erworbene Sprachstörung, die durch eine Schädigung im Gehirn (Schlaganfall, Gehirnblutung, Schädel-Hirntrauma, Hirntumore, entzündliche Hirnerkrankungen, etc.) hervorgerufen werden kann.
Es können verschiedene Bereiche der Sprache betroffen sein:
- Die Lautstruktur
- Der Wortschatz
- Die Bedeutung von Wörtern und Sätzen
- Und die Grammatik der gesprochenen Sprache
- Das Sprachverständnis und die Sprachproduktion können betroffen sein.
Diese sprachlichen Symptome können je nach Ausmaß der Schädigung im Gehirn nur gering oder sehr stark betroffen sein.
Diese meist weitreichenden sprachlichen Defizite, können nicht nur dem Patienten belasten, sondern es gibt auch meistens soziale, familiäre und berufliche Probleme die dem Aphasiker das Leben erschweren.
Welche Formen einer Aphasie gibt es?
Man unterscheidet bei der Aphasie in versch. Formen (Syndrome):
Amnestische Aphasie: Hiebei kommt es zu leichten Beeinträchtigungen im Sprachverständnis, der Wortfindung und/oder des Satzbaus. Im Alltag wird nur eine leichte Beeinträchtigung bei der Kommunikation sein.
Broca-Aphasie: Es kommt zu einer Sprechanstrengung mit einer verlangsamten Sprache, es zeigen sich grammatische Auffälligkeiten und Defizite im Bereich des Sprachverständnis. Die Kommunikation ist stark beeinträchtigt.
Wernicke-Aphasie: Es kommt zu einer erhöhten Sprachproduktion, der Redefluss ist stark beeinträchtigt. Äußerungen des Patienten sind schwer verständlich und in sich nicht schlüssig.
Globale Aphasie: Dieses ist die schwerste Form der Aphasie. Das Sprachverständnis und die Sprachproduktion des Patienten sind sehr stark eingeschränkt. Eine sprachliche Kommunikation ist kaum/gar nicht möglich.
Welche Symptome gibt es bei einer Aphasie?
- Störung des Sprachverständnis
- Störung der Sprachproduktion
- Wortfindungsstörungen (Wörter fallen einen nicht sofort ein oder nur schwer)
- Störung des Satzbaus/ der Grammatik (z.B. /Kafer/ statt /Käfer/)
- Störung der Wortbedeutung/Wortwahl
- Störung der Lautstruktur (z.B. /kreller/ statt /keller/)
- Lesen/Schreiben ist beeinträchtigt (Alexie/Dyslexie)
- Störung der Schriftsprache (Agraphie,Dysgraphie)
- Störung des Redeflusses
- Aneinderreihen von Silben und Wörtern –> Automatisierte Sprache (z.B. ich weiß nicht,jajaja)
Weiterhin können auch nichtsprachliche Symptome zu der Aphasie auftreten:
- Halbseitenlähmung (Hemiparese)
- Halbseitenvernachlässigung (Neglect)
- gestörte Handlungsfolgen
- Gedächtnisstörung (Amnesie)
- Aufmerksamkeitsstörungen/Konzentrationsstörungen
- Wahrnehmungsstörungen
- gestörte Objekterkennung (Agnosie)
Was geschieht in der Therapie?
Anamnese (Erstgespräch): Zu Beginn findet eine ausführliches Erstgespräch mit dem Patienten/Angehörige statt. Dort wird der Verlauf der Erkrankung und mögliche Symptome besprochen.
Diagnostik: Sprachliche Bereiche wie z.B. Sprachverständnis,Wortfindung, Satzbildung, Artikulation,Dialogverhalten, Lesen und Schreiben werden durch versch. standardisierte Tests/Screenings diagnostiziert.
Beratung: Die Beratung beinhaltet die Aufklärung über Auswirkungen, Ursachen, mögliche erreichbare Therapieziele und der Umgang mit der Sprachstörung im Alltag. Hierbei werden auch Angehörige mit in die Therapie mit einbezogen.
Therapie: Die Therapie enthält je nach Störungsbild spezielle und individuell auf den Patienten vorbereitete Übungen. Meistens wird mit dem Patienten in verschiedenen Bereichen gearbeitet (Sprachverständnis, Sprachproduktion, Konzentration). Ziel ist es die Aktivierung und Neustrukturierung der betroffenen Hirnregionen.
Austausch mit Ärzten, Ergotherapeuten,Physiotherapeuten, Psychologen ist für uns auch ein wichtiger Therapiebaustein!
Dysarthrie
Was versteht man unter einer Dysarthrie/Dysarthrophonie?
Unter einer Dysarthrie versteht man eine erworbene Neuronen Sprechstörung, die durch eine Schädigung des zentralen oder des peripheren Nervensystems verursacht wurde. Hierbei sind die Steuerung und die Ausführung von Sprechbewegungen betroffen.
Betroffen sind hierbei:
- die Sprechmotorik
- die Sprechmelodie (Prosodie)
- der Sprechrhytmus
- Stimme und Atmung betroffen
Die schwerste Form der Dysarthrie ist die Anarthrie, hierbei sind die Patienten nicht mehr in der Lage, Laute zu bilden, d.h sie sind in der Umgebung nicht mehr zu verstehen.
Bei der Dysarthrophonie zeigt der Patient nicht nur Probleme mit der Artikulation, sondern ist bei dieser Form auch die Stimme mitbetroffen.
Welche Ursachen haben Dysarthrien/Dysarthrophonien?
Dysarthrien sind die am häufigsten auftretenden neurologisch bedingten Kommunikationsstörungen.
Mögliche Ursachen können sein:
- Schädel-Hirn-Trauma (z.B. nach einem Unfall)
- Schlaganfall
- Morbus Parkinson
- Multiple Sklerose (MS)
- ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)
- entzündliche Hirnerkrankungen (z.B Enzephalitis)
- Hirntumore
- Hirnoperationen
Welche Symptome bringt eine Dysarthrie/Dysarthrophonie mit sich?
Die Symptome sind von der Störung der Muskelspannung der am Sprechen beteiligten Organe abhängig. Es wird unterschieden in geringe/erhöhte Spannung der Muskulatur.
Mögliche Symptome:
- Störung der Sprech- und Ruheatmung
- Störung der Stimmgebung
- Lautstärke und Stimmdynamik ist beeinträchtigt
- Aussprache/ Artikulation sind betroffen
- Resonanz/Lautstärke
- Störung der Prosodie /Sprechmelodie
- Sprechtempo ist verlangsamt
- ebenso treten ganzkörperliche Symptome auf (z.B. Koordinationsstörung, Grob-und Feinmotorik,Verkrampfung,Lähmungen etc.)
Wie wird eine Dysarthrie behandelt?
Je nach Störungsprofil des Patienten wird an der Verbesserung oder auch Erhaltung verschiedener am Sprechen beteiligten Funktionen gearbeitet.
Klassische Therapiebereiche in der Therapie sind:
- Atmung
- Phonation
- Artikulation
- Sprechmelodie (Prosodie)
Es kann nicht immer mit einer Verbesserung der Sprechfunktionen gerechnet werden, da viele Dysarthrien primär degenerative Erkrankungen sind. Daher wird häufig auch kompensatorisch gearbeitet und es werden z.B. Kommunikationshilfen angewendet (Unterstützte Kommunikation – UK).
Ratgeber für Angehörige
- Ermutigen Sie den Betroffenen, deutlich und laut zu sprechen
- Unterbrechen Sie den Betroffenen nicht und lassen ihn aussprechen
- Haben Sie Geduld mit dem Betroffenen, lassen sie ihm Zeit
- Fragen Sie gezielt nach
- Ermutigen Sie den Betroffenen zur Beteiligung an der Kommunikation
- Nutzen Sie alle Möglichkeiten der Kommunikation (Gestik, Mimik, Lautstärke, Bilder)
Auch finden Sie Unterstützung und Hilfe in den verschiedenen Selbsthilfegruppen. Dazu schauen Sie einfach auf unsere Link-Seite.